

Zusammenfassung
Der Spielbericht wird präsentiert von:
Beim Bahlinger SC platzen in einem Spiel gleich drei Knoten
Erstmals in dieser Saison erzielt der BSC mehr als drei Treffer in einer Regionalliga-Partie. Beim 4:2 gegen Barockstadt Fulda-Lehnerz fällt von dem einen oder anderen Angreifer eine Last ab.
Patrick Schaaf muss nicht lange in seinem Gedächtnis kramen, um sich an das Aufstiegsspiel zur Regionalliga vor fast acht Jahren zwischen dem Bahlinger SC und dem TSV Lehnerz zu erinnern. „In der ersten Halbzeit hat uns Bahlingen schwindelig gespielt, wir wussten in der Kabine gar nicht, warum es noch immer 0:0 steht“, sagt Schaaf, der damals als auffälligster Akteur im TSV-Dress die große Chance zum Siegtreffer für die Osthessen kurz vor Schluss vergab. Die Partie vor fast 4300 Zuschauer endete torlos, Bahlingen gewann ein paar Tage später mit 3:0 beim SC Hauenstein und stieg auf, Lehnerz, ein Stadtteil von Fulda, spielte weiter in der Hessenliga.
Auch am vergangenen Samstag hätte Schaaf der Geschichte eines Spiels im Kaiserstuhlstadion einen anderen Dreh geben können. Doch erst verpasste er mit einem Lattenkopfball nach einer Ecke das mögliche 2:0 (17.), dann erneut per Kopf nach einem Freistoß von Leon Pomnitz eine 3:2-Führung für den Lehnerzer Nachfolgeverein SG Barockstadt. „Hier wäre definitiv ein Punkt für uns drin gewesen“, folgert der Mittelfeldspieler, mit 33 Jahren neben Keeper Tobias Wolf dienstältester Akteur der Gäste. „Wenn das Spiel 4:4 oder 5:5 ausgeht, kann sich niemand beschweren.“
Auch so entwickelte sich eine tor- und abwechslungsreiche Partie, in der die Bahlinger gegnerische Fehler tatsächlich konsequenter bestraften als die Gäste. Dabei gehörte Abschlussstärke in dieser Spielzeit bislang nicht zu den hervorstechenden Merkmalen des BSC-Spiels. Erstmals in dieser Saison fielen sechs Treffer in einer Partie mit Beteiligung der Bahlinger, die seit dem 4:0 gegen den FK Pirmasens im November 2021 bestenfalls dreimal pro Spiel eingenetzt hatten.
Und so verwundert es nicht, dass BSC-Trainer Dennis Bührer in der Nachbetrachtung die befreiende Wirkung eines Torerfolgs anspricht: „Wir glauben fest, dass bei unseren Angreifern jetzt mehr Lockerheit reinkommt.“ Wen er damit meinte? Shqipon Bektasi drückte eine Kopfballverlängerung von Rico Wehrle nach einer Ecke zum 1:1 in die Maschen (19.) – sein zweites Saisontor. Hassan Mourad schloss ein mutiges Solo über die linke Angriffsseite mit einem fulminanten 18-Meter-Schuss in den rechten oberen Winkel zum 2:1 ab (48.) – sein erstes Saisontor. Und Santiago Fischer stellte die Weichen endgültig auf drei Punkte für den BSC mit seinem Kopfballtreffer zum 4:2 nach präziser Flanke des eingewechselten Serhat Ilhan (83.) – sein erstes Saisontor.
Viel Kritik war auf die Offensivabteilung der Kaiserstühler in den vergangenen Wochen und Monaten eingeprasselt. Möglichkeiten spielten sich die Rot-Weißen fraglos heraus – doch es haperte beständig beim Abschluss. Beharrlich stellten sich die Trainer Dennis Bührer und Axel Siefert hinter ihre nach Erfolgserlebnissen dürstenden Stürmer – stets in der Hoffnung, dass der vielbeschworene Knoten bei dem einen oder anderen aufgehen möge. Am Samstag nun platzte dieses unsichtbare Torverhinderungsknäuel, in das sich mancher verstrickt hatte, gleich dreifach.
Wie enthemmend Tore wirken können, zeigt das Beispiel Rico Wehrle. Im Pokal-Viertelfinale gegen Villingen erzielte der Außenbahnspieler Ende Februar seinen ersten Pflichtspieltreffer in dieser Saison. Eine Woche später legte Wehrle beim 1:1 in der Regionalliga gegen den FSV Mainz 05 II nach, ehe es am Samstag nun wie selbstverständlich klappte: Eine Faustabwehr von SG-Keeper Wolf hämmerte Wehrle per Dropkick zur Bahlinger 3:2-Führung in die Maschen (68.).
Wo viel Licht ist, gibt es auch Schatten: Beim ersten Bahlinger Sieg im Kalenderjahr 2023 fielen defensive Instabilitäten insbesondere bei ruhenden Bällen ins Auge. „Wir wussten, dass wir bei Standards stark sind und die Bahlinger hier anfällig“, sagt der Fuldaer Patrick Schaaf. Vor dem 0:1 von Almir Ziga (7.) griff der Bahlinger Schlussmann Marvin Geng bei einem Freistoß von Leon Pomnitz daneben – und wirkte fortan vor allem bei Eckbällen verunsichert. „Im Rauskommen hat Marvin sicher kein gutes Spiel gemacht“, räumt Dennis Bührer ein. „Andererseits hat er uns im Spiel gehalten, als er im Eins-gegen-eins das mögliche 3:3 verhindert hat.“ Dennis Owusu vergab freistehend vor Geng die große Chance zum erneuten Ausgleich (70.). Prima hatte der im Winter vom TSV Steinbach gekommene Zugang zuvor das 2:2 von Will Siakam mit einem Flankenlauf über die rechte Fuldaer Seite eingeleitet (55.).
Apropos Steinbach: Am kommenden Mittwoch wartet auf den Bahlinger Kader ein beschwerlicher Tagestrip nach Nordhessen – der dritte Anlauf zu einem zweimal wegen winterlicher Witterung abgesagten Regionalliga-Gastspiel. „Fünf Stunden Hinfahrt – und irgendwann um zwei Uhr in der Nacht biste wieder zurück“, beschreibt Bührer das Szenario der Aufgabe beim Tabellenfünften in Steinbach. „Es liegt an uns, nun mit Rückenwind diese Mission Impossible anzugehen.“
Austragungsort
Kaiserstuhlstadion |
---|