Bahlinger SC vs VfR Aalen 2:2

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Zusammenfassung

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Er rannte. Und rannte. Und rannte. Niemand konnte Hasan Pepic folgen, ehe der Offensivgeist des Fußball-Regionalligisten Bahlinger SC plötzlich in der eigenen Hälfte stehen blieb und breitbeinig die Arme verschränkte. „Ich hätte nicht gedacht, dass der Ball so einschlägt, und wusste dann nicht, wie ich jubeln sollte“, beschrieb Pepic seinen lang gezogenen Freudenlauf, den emotionalen Höhepunkt aus Sicht der Gastgeber beim 2:2-Unentschieden gegen den VfR Aalen. Mit einem sehenswerten Schnibbeltor nach selbst ausgeführtem Eckstoß sorgte der 28-jährige Linksfuß eine Viertelstunde vor Schluss für den Ausgleich, nachdem der BSC zur Pause noch mit 0:2 zurückgelegen hatte.

Eckball auf Eckball segelte in dieser Phase vor das Tor des Aalener Schlussmanns Tim Paterock. Der Druck der Kaiserstühler wurde immer größer. „Bahlingen kam dabei zwar nicht zu vielen Torchancen“, bemerkte der für Aalen spielende Freiburger Kolja Herrmann, „aber irgendwann klingelt’s dann halt doch“. Und so schön und effetvoll wie Pepic zirkelt kein Bahlinger den Ball ins lange Eck. „20 Mal habe ich das Ding ohne Erfolg hoch reingeschlagen“, rekapitulierte der Torschütze seine Eckballorgie. Dann wagte er eine kurze Variante auf den herausgelaufenen Marco Bauer, „und der Marco legt mir den Ball so super rein, dass ich volle Kanne Risiko auf den zweiten Pfosten gehen konnte“, beschrieb Pepic sein drittes Saisontor. Mal wieder wurde der BSC für seine Moral belohnt. „Wir geben halt nie auf“, sagte Pepic, „und wir sind fit“ – nicht nur bei Torjubelsprints.

Ein Systemwechsel bringt den BSC wieder ins Spiel

Dass sich der Wind nach dem Seitenwechsel auch bei den Spielanteilen drehte, hatte für den Bahlinger Trainer Axel Siefert eine emotionale und eine taktische Komponente. „Emotional hat meine Mannschaft ihr Herz nach der Pause in die Hand genommen“, stellte Siefert fest. Nach dem Anschlusstreffer durch einen Kopfball von Yannick Häringer (63.) sei sie „überragend drin im Spiel“ gewesen.

Taktisch gesehen bedurfte es einer Änderung durch Siefert und Trainerkollege Dennis Bührer kurz vor der Halbzeit, um die Überlegenheit des VfR einzudämmen. Weil die Gäste von der Ostalb in ihrem 4-1-4-1-System die Außenpositionen stets doppelten, konnte sich das Flügelspiel der Bahlinger aus ihrem 3-4-1-2 nicht entfalten. „Wir waren in der gegnerischen Hälfte immer in Unterzahl“, erkannte Siefert, der in der 38. Minute eine Behandlung von Ergi Alihoxha nutzte, um Kapitän Tobias Klein den Wechsel auf ein 4-4-2 zu erklären. Für den Aalener Trainer Uwe Wolf war die Verletzung freilich vorgetäuscht – und doch professionelles Verhalten. „Bei mir kriegt der Torwart die Mütze, dann weiß er, dass er sich hinzulegen hat“, ergänzte Wolf unter dem Gelächter der Zuhörer seine Ausführungen in der Pressekonferenz. Die hatte der Aalener Coach, in seiner aktiven Zeit Profi beim 1. FC Nürnberg und 1860 München, wegen der Pandemie gar nicht mehr auf dem Schirm. „Doch dann bin ich unter der Dusche rausgewunken wurden“, sagte Wolf.

Wie eine kalte Dusche wirkte der frühe Rückstand auf das Spiel des BSC: Eine hohe Aalener Flanke verteidigte die Abwehr der Rot-Weißen schlecht – Steffen Kienle nutzte die erste Schussgelegenheit im Strafraum zur Gästeführung (11.). Und als die Einheimischen einen Freistoß von Alessandro Abruscia wieder nur unzureichend klären konnten, rammte Holger Bux mit dem zweiten Aalener Torschuss den Ball zum 2:0 ins kurz Eck (26.). „Zwei Gegentore durch zwei individuelle Fehler“, folgerte Trainer Siefert, dessen Offensive bis auf eine Chance für Shqipon Bektasi (33.) lange Zeit stumpf blieb.

In der Nachspielzeit vergibt Aalen die Chance zum Siegtreffer

Womöglich hätte der Bahlinger Systemwechsel seine Wirkung nicht mehr entfalten können, wäre dem ehemaligen Zweitligisten ein dritter Treffer gelungen. Doch die Aalener ließen zweimal durch Sturmspitze Kienle (53., 64.) und einmal durch den flinken Sean-Andreas Seitz (60.) gute Gelegenheiten liegen. „Da hätten wir den Deckel draufmachen müssen“, ärgerte sich Uwe Wolf. „So hat Pepic seine individuelle Klasse gezeigt“ – und vorher der Taktikwechsel tatsächlich den Anschluss gebracht: Weil Nico Gutjahr aus der Dreierkette ins Mittelfeld vorgezogen wurde, konnte er mit seiner Flanke Torschütze Häringer bedienen.

Sicher gehört auch zur Wahrheit, dass die Aalener physisch gesehen in der letzten halben Stunde auf dem Zahnfleisch gingen. „Wir haben schwierige Wochen mit zahlreichen Corona-Fällen hinter uns“, erklärte Außenverteidiger Herrmann. Er selbst ist, frisch genesen, erst seit vergangenem Dienstag wieder im Training. Und doch hatte Aalen in der Nachspielzeit den Siegtreffer auf dem Fuß: Der Schuss des eingewechselten Manuel Botic sprang hauchdünn am zweiten Pfosten vorbei. So sprachen am Ende beide Seiten von einem gerechten Unentschieden – und verabschiedeten sich in die Winterpause, die für den Tabellensiebten aus Bahlingen am 12. Februar mit einem Auswärtsspiel in Gießen endet.

Bahlingen: Geng; Lokaj, Gutjahr (83. Trikulja), Klein, Wehrle (90. Schmid), Torres (46. Bauer), Häringer, Alihoxha (90. Köbele); Pepic; Fischer (83. Falahen), Bektasi. Tore: 0:1 Kienle (11.), 0:2 Bux (26.), 1:2 Häringer (63.), 2:2 Pepic (75.). Schiedsrichter: Ulbrich (Büdingen). Zuschauer: 520.

Austragungsort

Kaiserstuhlstadion