Bahlinger SC vs VfR Aalen 1:0

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Zusammenfassung

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Das Kleinod Hertingen im Markgräflerland ist in Sportfachkreisen keine unbekannte Nummer. Die besten deutschen Speedwayprofis drehen hier einmal im Jahr auf einem schrägen Oval, das ansonsten als Kuhweide dient, beim internationalen Grasbahnrennen ihre Runden. Womöglich erlangt zumindest im deutschen Südwesten bald auch ein Fußballer aus Hertingen einen gewissen Bekanntheitsgrad: Tim Siegin, 23, angehender Architekturstudent und bis zur vergangenen Saison die personifizierte Torgarantie des Landesligisten VfR Bad Bellingen, lotste seinen neuen Verein Bahlinger SC zum zweiten Mal in sieben Tagen mit einem Treffer zu einem Dreier: Nach dem 2:1-Auswärtserfolg beim SC Freiburg II sicherte dem BSC am Samstag ein Siegin-Tor in der Regionalliga einen 1:0-Heimerfolg gegen den VfR Aalen.

Leicht hatte es Siegin nach seinem Wechsel im Sommer zu den drei Klassen höher tätigen Bahlingern nicht. Gut, der eine oder andere Mitspieler soll noch heute nach einem sprachkundigen Übersetzer Ausschau halten, wenn der Mann aus dem Bad Bellinger Ortsteil im klassischen Alemannisch zu schwätzen beginnt. Doch mehr stockte es sportlich: Siegin musste am Kaiserstuhl erst mal mit der gehobenen Spielart klar kommen und sich bei Einsatzzeiten hinten anstellen. Für einen, der bis dahin stets gesetzt war und Tore in der Fließbandart eines Robert Lewandowski produzierte, war das nicht leicht. „Er hatte Anfangsschwierigkeiten“, räumt Trainer Axel Siefert ein, „auch weil wir eine Mannschaft sind, die gerne einen flachen Ball spielt.“

Hier sieht Tim Siegin selbst noch Nachholbedarf: den Ball nicht gleich weiterzuleiten, sondern festzumachen, zu halten und Nachrückern in den Fuß zu passen, richtig anzulaufen und als Anspielstation die richtige Lücke zu erahnen – so wie am Samstag beim goldenen Tor kurz vor der Halbzeitpause: Die Bahlinger wehrten einen Aalener Eckball ab und schalteten blitzschnell um über Erich Sautner, dem ein formvollendeter Pass in den Lauf von Siegin gelang, „und ich hab’ dann keine andere Möglichkeit gesehen als direkt abzuschließen“, so der Torschütze. „Da war au aweng Glück dabii.“ Vorbei an Torhüter Daniel Bernhardt rollte der Ball gemütlich durch den Strafraum ins leere Tor (45.) – „der Knackpunkt des Spiels“, so der Aalener Trainer Roland Seitz.

In einer chancenarmen Partie mit hohen Kampf-, aber geringem Spielfaktor sollte dieser eine Treffer auf dem tiefem Boden im Kaiserstuhlstadion entscheiden – weil die Gastgeber nach wackligem Beginn ihre Abwehr stabilisierten und der frühere Zweitligist von der Ostalb im Angriff so gefährlich wirkte wie eine Kreuzotter ohne Giftzahn. Da den Aalenern Niko Dobros und Toni Vastic gesperrt fehlten und sich Kevin Hoffmann in der 58. Minute verletzt vom Feld verabschiedete, mangelte es ihnen an Durchschlagskraft.

Und so stellte Axel Siefert die Defensivleistung der Rot-Weißen an diesem Tag heraus: „Wir haben uns nicht locken lassen und sind hinten stabil geblieben.“ Klaro, Bahlingen nahm sich anfangs seine „obligatorischen fünf bis zehn Minuten“ (Siefert). Hier hätte der Drittligaabsteiger durch Goson Sakai (5.) und Michael Senger (13.) in Führung gehen können. „Wenn’s da scheppert, laufen wir der Musik hinterher“, so der BSC-Coach. Doch wenn die Kaiserstühler mal 1:0 führen, haben sie in dieser Spielzeit nur einmal nicht gewonnen (1:2 gegen Offenbach).

Weil der BSC erstmals in dieser Saison zwei Siege in Folge einstreicht, schlängelt er sich in der Tabelle vor dem Herbstausklang am kommenden Samstag gegen die TSG Hoffenheim II (14 Uhr, Kaiserstuhlstadion) vor auf Platz sieben. „Damit sind wir mehr als im Soll“, bilanziert der Vorsitzende Dieter Bühler „ein tolles Jahr 2019“, das mit dem Titelgewinn in der Oberliga und einer starken Hinrunde in der Regionalliga das wohl beste war in der 90-jährigen Vereinsgeschichte. Tim Siegin, der Angreifer, der die derzeit fehlenden Amir Falahen und Shqipon Bektasi vergessen macht, sorgt hier mit seinen raumgreifenden Schritten und den torgefährlichen Wegen in die Tiefe für den vorweihnachtlichen Schlussakkord.

Bahlingen: Müller; Nopper, Klein, Lokaj; Wehrle, Häringer, Pepic, Alihoxha (89. Siegert); Sautner (81. Buchheister); Fischer, Siegin (67. Bischoff).
Aalen: Bernhardt; Sakai, Gerlspeck, Windmüller, Lucas; Tyminski, Grupp, Gencal (82. Baran); Ramaj, Hoffmann (58. Kasiar), Senger (80. Neziri).
Tor: 1:0 Siegin (45.).
Schiedsrichter: Glaser (Freudenberg).
Zuschauer: 840.

Austragungsort

Kaiserstuhlstadion