Bahlinger SC vs TSV Steinbach Haiger 1:3

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Zusammenfassung

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Die Titanwurz ist die größte Blume der Welt und besitzt die hervorstechende Eigenschaft, nur alle paar Jahre einmal ihre ganze Blütenpracht zu entfalten. Und das nur für wenige Tage. Ähnlich klein war das Fenster, in dem das Spiel des Fußball-Regionalligisten Bahlinger SC am Samstag gegen den TSV Steinbach Haiger in voller Blüte stand. In den fünf Minuten nach dem 1:1-Ausgleichstreffer durch Santiago Fischer (57.) eröffnete sich die Chance, der Partie die entscheidende Wende zu geben. Dann schlug das Fenster wieder zu, das spielerische Vermögen des Aufsteigers welkte – und der Tabellenzweite biss kurz vor Schluss noch zweimal herzhaft zu. Das 1:3 (0:1) war die zweite Heimniederlage für die Bahlinger, die auf den 14. Tabellenplatz fallen.

Mag sein, dass sich viele Fans am Kaiserstuhl gewundert haben, wie munter der Verein aus dem Lahn-Dill-Kreis unweit der Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen in der Spitzenregion der Regionalliga mitmischt. Nach der Partie im Kaiserstuhlstadion sollten sie von der Qualität und den Ambitionen der Steinbacher überzeugt sein. Stärker als die Mittelhessen trat noch kein Gast in dieser Runde bei den Bahlingern auf. Dem Pressing und Gegenpressing des Tabellenzweiten hatten die Rot-Weißen vor der Pause wenig bis gar nichts entgegenzusetzen.

„Wir haben offensiv wie defensiv ein gutes Umschaltverhalten und spielen hinten eine klare Platte“, charakterisierte Serhat Ilhan die Steinbacher Spielweise. Der 23-jährige Angreifer, der im Sommer vom BSC zum TSV gewechselt war, sieht sein Team als „stimmiges Gesamtpaket ohne Schwachpunkt“. Die Mannschaft wolle oben mitspielen und angreifen, verdeutlichte Ilhan. Für ihn sei Steinbach „das richtige Sprungbrett, um vielleicht noch ein, zwei Schritte weiterzugehen“.

Und doch gelang TSV-Trainer Adrian Alipour der vielleicht entscheidende Schachzug, als er Ilhan nach 63 Minuten durch Kevin Lahn ersetzte. Antrittsschnell und frisch bei Kräften entwischte der gerade erst vom Ligakonkurrenten SV Elversberg gekommene Flügelspieler zweimal der Bahlinger Abwehr und bereitete das 2:1 von Christoper Kramer (87.) und das 3:1 von Manuel Hoffmann in der Nachspielzeit vor. „Kevin war Mann des Spiels“, bilanzierte Alipour zufrieden.

Die Bahlinger mussten sich hinterher fragen lassen, warum die Mannschaft beim Gegentreffer zum 1:2 so hoch verteidigt hatte und durch den Ballverlust von Michael Respondek nach Risikopass von Amaury Bischoff so blank stand. „Wir spielen halt zu Hause und wollten uns nicht hinten reinstellen“, sagte Trainer Axel Siefert. Allerdings hätte man etwas mehr Sicherheit walten lassen können, um gegen dieses Spitzenteam wenigstens einen Punkt mitzunehmen. So vergrößert sich der Druck für die Bahlinger, in den kommenden Spielen beim Tabellenletzten RW Koblenz, gegen den Zwölften FSV Frankfurt und den 16. TSG Balingen in jedem Fall etwas Zählbares mitzunehmen.

Stark war die Bahlinger Antwort auf das erste Gegentor von Kramer (52.): Der emsige Santiago Fischer nutzte nur fünf Minuten später einen klugen Rückpass von Rico Wehrle mit einem Flachschuss ins lange Eck zum 1:1. Für kurze Zeit schien das Spiel zu kippen: Wehrles Drehschuss holperte knapp am Pfosten vorbei (58.) – und dann rammte der Steinbacher Sascha Wenninger seinen Oberkörper so stark in Fischer hinein, dass der 1,89-Meter-Koloss im Strafraum die Balance verlor (62.). Schiedsrichter Justin Hasmann ignorierte aber den lautstarken Protest vieler Zuschauer und ließ weiterspielen – für Sieferts Kollegen Dennis Bührer, der später wegen Reklamierens seine erste offizielle Gelbe Karte als Trainer sehen sollte, „eine Fifty-fifty-Entscheidung“.

Fortan freilich war das Bahlinger Hoch wieder vorüber. Freistehend verpasste Sascha Marquet (68.) das 2:1 für Steinbach, gegen das ein Neuling durchaus verlieren kann, ohne nachhaltig aus der Bahn zu geraten. Es geht verdammt eng zu in der Regionalliga. Und am Ende wird derjenige belohnt, der den längeren Atem hat. Man braucht nur Geduld – wie beim Warten auf die nächste Blüte der Titanwurz.

Bahlingen: Müller; Nopper, Klein, Adam; Wehrle, Häringer, Pepic (79. Respondek), Alihoxha; Sautner (66. Bischoff); Falahen, Fischer (72. Bektasi).
Steinbach: Paterok; Wenninger, Kamm Al-Azzawe, Kirchhoff, Strujic; Bisanovic, Bender; Ilhan (63. Lahn), Marquet, Mause (74. Hoffmann); Kramer (89. Schüler).
Tore: 0:1 Kramer (52.), 1:1 Fischer (57.), 1:2 Kramer (87.), 1:3 Hoffmann (90.+3).
Schiedsrichter: Hasmann (Wiebelskirchen).
Zuschauer: 1320.

Austragungsort

Kaiserstuhlstadion