Bahlinger SC vs FC Nöttingen 5:0

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Zusammenfassung

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Bahlinger Anhänger, die leicht zum Aberglauben neigen, sahen pünktlich zum Anpfiff dunkle Wolken aufziehen. Und das nicht nur, weil ein wolkenbruchartiger Schauer 20 Minuten vor Beginn die sonst eifrig herumsprenkelnde Bewässerungsanlage im Kaiserstuhlstadion ruhen ließ. Das böse Omen kündigte sich deshalb an, weil die Seitenwahl beide Mannschaften kurzfristig zum Tausch der Spielfeldhälften zwang und Dennis Müller urplötzlich in schwarzem statt in seinem üblichen orangenen Trikot den Bahlinger Kasten bewachte. Schiedsrichter Tobias Eisele, der die 90 Minuten ansonsten stark leitete, habe sein Orange nicht vom Rot der Spielerjerseys unterscheiden können, erklärte der BSC-Keeper später den rätselhaften Kleidertausch. Indes: Kein fauler Zauber kann den Bahlinger SC in dieser Spielzeit stoppen.

Die Gastgeber benötigten weder Parapsychologen noch okkulte Handlungen, um allem Spuk ein Ende zu bereiten. Ihre real existierende Spielkunst entfaltete jene magischen Momente, die gegen harmlose Nöttinger zu fünf Treffer führten und damit die Meisterschaft in der Oberliga zwei Spieltage vor Schluss in greifbare Nähe rücken ließen. Da der Konkurrent SV Stuttgarter Kickers ausgerechnet in der entscheidenden Saisonphase ein Leistungstief durchwandert und gegen den Tabellenletzten SV Spielberg nicht über ein 0:0-Unentschieden hinaus kam, beträgt der Bahlinger Vorsprung in der Tabelle nun drei Punkte und 13 Treffer bei der Tordifferenz. Soll heißen: Mit einem weiteren Dreier am kommenden Samstag beim SV Oberachern sollte der Titel und damit der Regionalliga-Aufstieg nach menschlichem Ermessen sicher sein. Zumal das fragile Stuttgarter Ensemble beim Lokalrivalen Reutlingen anzutreten hat.

Natürlich verweigerten die Bahlinger Verantwortlichen am vergangenen Samstag noch Glückwünsche zur bevorstehenden Meisterschaft. War der klare Sieg im vorletzten Saisonheimspiel nicht die halbe Miete für den Aufstieg? „Vielleicht ein Viertel“, bremste BSC-Trainer Axel Siefert verbal ein. „Wenn wir nächste Woche gewinnen, war es die halbe Miete. Dann könnten wir zu Hause gegen Göppingen die letzten Zweifel beseitigen.“

Derzeit hätten er und sein Trainerkollege Dennis Bührer einen ziemlich leichten Job, erklärte Siefert. „Wir müssen die Mannschaft nur rausschicken und Fußball spielen lassen. Den Rest regelt sie von alleine.“ Zum sechsten Mal in Folge konnten die Bahlinger die gleiche Startelf aufbieten. Verletzungsprobleme kennt der Kader momentan nicht. Und auch Yannick Häringer, der am Samstag mit bandagiertem Knöchel vom Platz humpelte, gab später beim Pasta-Essen der Spieler Entwarnung: „Das Sprunggelenk ist nicht dick geworden, gerissen ist wohl nichts.“

Der Einzige, der im VIP-Raum muffelig aus der Wäsche guckte, war Gästetrainer Michael Wittwer. Bis vor drei Wochen waren die Nöttinger ja noch selbst ein heißer Kandidat für den Aufstieg. „Die Art und Weise und das Ergebnis gehen gar nicht“, stellte Wittwer nach der dritten Niederlage aus den vergangenen vier Spielen klar. „Es hätte ja noch höher ausfallen können.“ Selbst die parallel erfolgte Rückkehr des Karlsruher SC in die zweite Liga entlockte dem früheren KSC-Libero unter Winfried Schäfer nur ein müdes Lächeln: „Auf der Rückfahrt werden mich heute andere Dinge beschäftigen.“

Santiago Fischer beendet seine kleine Flaute eindrucksvoll

Womöglich schwirrten Wittwer dann noch mal die drei Tore vom Santiago Fischer im Kopf herum. Nach fünf Spielen ohne Treffer hätte der erfolgreichste BSC-Torschütze (15 Saisontreffer) sogar einen Viererpack schnüren können, ließ aber seine vierte hochkarätige Chance liegen. „Es war wichtig, dass ich trotz meiner kleinen Torflaute das Vertrauen von allen gespürt habe“, sagte Fischer, der nach eigenem Bekunden „noch nie so viel Spaß am Fußball“ hatte. Als es vor dem Tor zuletzt nicht so lief, habe er sich „gepuscht, indem ich Zweikämpfe gewinne“.

Und so spricht für den Tabellenführer auch seine Unberechenbarkeit beim Torabschluss. Gleich sieben Bahlinger haben fünf oder mehr Treffer erzielt. Und nach einem ruhenden Ball, der vermeintlichen Stärke der Kaiserstühler, fiel an diesem Tag nur der letzte Treffer von Shqipon Bektasi (Elfmeter). „Die Mannschaft hat eine Selbstsicherheit, das ist überragend“, sagte Fischer. Die Regionalliga ist also kein Hokuspokus mehr. „Wir sind derart fokussiert“, versicherte Fischer. „Ich habe keine Bedenken, dass wir auch aus Oberachern was mitnehmen.“

Bahlingen: Müller; Nopper, Klein, Adam; Wehrle (77. Schmid), Häringer, Pepic, Faller (77. Siegert); Sautner (72. Alihoxha); Fischer (67. Bektasi), Ilhan. Nöttingen: Dups; Bitzer (46. Gür), Fratea (65. Kolbe), Walter, Manduzio; Marton (76. Neziraj), Ulusoy, Brenner, Bilger, Rodriguez; de Santis. Tore: 1:0, 2:0, 3:0 alle Fischer (21., 38., 55.), 4:0 Sautner (66.), 5:0 Bektasi (78./FE). Schiedsrichter: Eisele (Münchingen). Zuschauer: 975.

Austragungsort

Kaiserstuhlstadion