Bahlinger SC – SV Oberachern 0:6

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Zusammenfassung

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Es sah ein bisschen lustlos aus, wie die Spieler des Bahlinger SC  im wohlkontrollierten VIP-Raum des Kaiserstuhlstadions in ihrem Essen herumstocherten. Dabei tischt der Klub seinem kickenden Personal nach den Spielen stets ein schmackhaftes Büffet auf,  inklusive Dessert. Doch diesmal hatte die Vorspeise auf dem Rasen allen gründlich den Appetit verdorben.  Ein kapitales 0:6 gegen den SV Oberachern lag quer im Magen. Vor allem die Bahlinger Auflösungserscheinungen  in den letzten 20 Minuten geben schwer zu denken. Die Mannschaft war zusammengefallen wie ein Käsekuchen, der nach dem Backen zu früh aus dem Ofen geholt wurde.

Die beste Saison aller Zeiten. Unter diesem Titel hat Robin Meyer über den Bahlinger Regionalligaaufstieg 14/15 ein dickes Buch geschrieben und in diesem Zusammenhang lückenlos eine Vereinschronik erstellt. Aus  Hamburg, wo Meyer inzwischen Sportjournalistik studiert, kam am Samstag nach dem Abpfiff vom  Pressebeauftragten flugs die Bestätigung für die einmalige Dimension dieses Bahlinger Vorfalls in 88 Jahren Clubgeschichte: die höchste Heimniederlage aller Zeiten.

Fußball ist mit den Mitteln der Erkenntnistheorie nur schwer zu fassen. Hier gibt es nichts, was es nicht gibt. Niemand hätte vor der Partie für möglich gehalten, dass eine Mannschaft aus dem biederen Mittelfeld der Liga den aktuellen Tabellenführer auf seinem Territorium so auseinander nimmt, dass der Oberacherner Trainer Marc Lerandy für den Satz „Mit sechs Toren sind sie noch gut bedient, es hätten auch sieben oder acht sein können“ keinerlei Widerspruch von seinem Gegenüber Alfons Higl erntet. Die Kurve des Spiels nahm einen irrwitzigen und höchst bedenklichen Verlauf.

Alles begann mit einem fulminanten Vollspannschuss, den der frühere SC-Spieler Adel Daouri nach siebzig Spielsekunden aus 18 Metern in den Winkel des Bahlinger Tores abgab. Bahlingen ließ das Zentrum blank, und die Oberacherner Offensivkraft, die nach zwei Jahren beim Hamburger SV II nicht nur ein paar Restzweifel an seiner Eignung zum Profi mit sich herumschleppt, perfektionierte mit dem frühen 1:0 die Taktik der Gäste: Das Bahlinger Passspiel stören, wo und wie es nur geht. Und dann per Konter Nadelstiche setzen. Oder wie es Lerandy formulierte: „Mentalität schlägt Spielstärke.“

Bahlingen brauchte fast 25 Minuten, um sich vom frühen Rückstand halbwegs zu erholen. Zuvor war ein Kopfball von Luca Fritz an ihrer Latte gelandet (22.). Rustikal raubte der SVO den Gastgebern den Spielfluss, auch weil Schiedsrichter Fatih Kerem Icli das gelbe Kartenwerk zunächst stecken ließ. Nachdem Erich Sautner in der 52. Minute bei der ersten echten Bahlinger Chance im letzten Moment von Fritz am Torschuss gehindert worden war, nahm das Verhängnis seinen Lauf.

Erstens mit der Kombination aus 0:2 (64.) und Rote Karte: Dennis Bührer hatte im Strafraum das Bein gegen den ballführenden Gallus ausgefahren, Icli zeigte auf den Punkt, Bührer beschwerte sich, wohl mit den Worten: „Bist du blind, ich habe doch den Ball gespielt.“ Der Angesprochene fasste das begreiflicherweise als Beleidigung auf, und der BSC war nach Gallus’ Elfmetertor nur noch zu Zehnt.

Zweitens mit der vergebenen Chance zum Anschlusstor: Okenna Onwuzurumba, schön freigespielt von Sautner, haute den Ball freistehend über das Tor (68.). Vielleicht wäre mit eine 1:2 noch mal was gekippt. Higl jedenfalls brachte in Barella und Fischer zwei Offensivkräfte, der Schuss ging aber nach hinten los: Gallus beendete den Bahlinger Widerstand mit dem 0:3, nachdem Nico Huber die BSC-Abwehr an der Torauslinie genarrt hatte (74.). Als der frisch eingewechselte Pascal Sattelberger mit einem direkt verwandelten Freistoß auf 0:4 stellte (79.), stand fest: Nicht nur der Bahlinger SC profitiert in der Region vom Ausbildungsbetrieb des SC Freiburg. Die vier Ortenauer Tore stammten von Spielern aus der Fußballschule im Mösle. Gallus besitzt gar ein paar Wochen Spielerfahrung beim Bahlinger SC, ehe er sich mit dem damaligen Trainer Milorad Pilipovic überwarf.

Zwei Kopfballtore von Fritz besiegelten in schönster Herbstsonne für die Rot-Weißen einen dunklen Nachmittag, der nur einen Schluss erlaubt: Sie müssen reden. Und zwar schnell. Higl kündigte viele Einzelgespräche an. Es geht auch darum, wer eine Zukunft hat auf der Ponderosa und wessen Zeit vielleicht schon im Winter hier beendet wird. Klar, es gibt einige Verletzte (Ilhan, Spiegler, Respondek, Waldraff, Risch), Leistungsträger sind derzeit nicht auf ihrer Höhe, doch von den Zugängen des Sommers hat bislang keiner überzeugt. „Wichtig ist, dass wir jetzt ein Team bleiben“, sagt Higl. Ein Spitzenteam jedenfalls ist der aktuelle BSC nicht.

Bahlingen: Müller; Göppert (79. Adam), Nopper, Keller, Bührer; Alihoxha (59. Wehrle), Häringer, Klein (68. Barella) Higl; Sautner, Onwuzurumba (73. Fischer).

Oberachern: Guthleber; Keller, Schwenk, Fritz, Noe; Giardini, Armbruster (83. Gülsoy), Decherf (78. Sattelberger), Daouri (61. Filkovic); Gallus, Huber (80. Petric).

Tore: 0:1 Daouri (2.), 0:2, 0:3 beide Gallus (64./FE, 74.), 0:4 Sattelberger (79.), 0:5, 0:6 beide Fritz (84., 88.).

Schiedsrichter: Icli (Lauda). Zuschauer: 870.

Rote Karte: Bührer (63.) – Beleidigung.

Austragungsort

Kaiserstuhlstadion